Montag, 4. Juli 2016

Abenteuer des Lebens

Hallo, ihr Lieben.

Ich habe lange nicht geschrieben. Es gab ohne Ende zu tun. Um etwas Vernünftiges zu schaffen, braucht man auch Zeit, die ich jetzt bis zum Abwinken habe.
Ich sitze nämlich in einem Zug nach Lübeck.

Wie schön man manchmal planen kann... Ich wollte nach Pinneberg zu meinen Eltern. Gestern (Sonntag), dachte aber, ob ich nun zu Hause schlafe und morgens fahre, oder da schlafe... Dafür kann ich was gutes für die Füße meines Sohnemannes tun. So habe ich den Termin um 8:30 Uhr bei der Physiotherapeutin wahrgenommen, um den Zug nach Hamburg 9:21 Uhr zu nehmen. Den habe ich auch gekriegt, sogar locker.
Na ja fast.
Ich stieg aus und ging zur Rolltreppe. Schön war es, dass sie nicht funktionierte und da fing das Abenteuer an.
Ja, nein, eigentlich schon zu Hause, aber DAS Abenteuer haben wir täglich, deswegen wird's nicht extra beschrieben. Nun war ich vor der Rolltreppe, die nicht rollt, den Fahrstuhl wegen seines französischen Parfums weigerte ich mich zu nehmen, also renne rum. Die Rampe ist ja deutlich weiter als die Treppe, also einmal ganz rum.  Macht nichts... Ich lief weiter und schaffte es, das Ticket zu kaufen. Hier trat ein Mann an mich heran und fragte, ob ich nach Hamburg wollte, da hatte ich aber schon die PIN für die Zahlung eingegeben, Abbruch wäre nicht drin. Da ich aber sowieso immer mit Umsteigen fahren muss, hätte sich das erledigt. Ich sagte zu dem Mann "Nein danke, ich muss ZWEI mal umsteigen das lohnt sich für mich nicht."
Kann mir einer BITTE erklären, warum ich zwei mal umsteigen muss?!
Tja, kurz vor Abpfiff nämlich 9:19 Uhr kam die Durchsage: "Reisende nach Hamburg müssen über Lübeck fahren. Zwischen Neumünster und Elmshorn wurde eine Fliegerbombe entdeckt und wird entschärft. Dazwischen gibt es keinen Verkehr."

Ich, Panik, Was, Wie, Wo, Warum, wwwwwww?
Ehhhhmmmm. Nicht nur der Zug sonder auch das Denken fällt aus!!!
Ein netter Mann fragte, ob ich nicht umsteigen wollte.
Ich dafür antwortete ihm völlig verwirrt und ganz ehrlich "weiß ich nicht".

(Ich dachte, ich hätte Zeit, habe allerdings meinen Kleinen nicht bedacht, der plötzlich schlafen wollte. Wo gibt's denn sowas, dass Kleinkinder auch zwischendurch mal schlafen wollen? Naja, halbe Stunde später bin ich wieder am Schreiben.)

Irgendwann (gefühlt halbe Ewigkeit später) nach einem kurzen Wortwechsel (Paradoxon) mit dem Mann, habe ich mich dazu entschlossen, doch umzusteigen. Beim Schaffner habe ich gefragt, wie ich nun nach Pinneberg komme, er erwiderte "leider nur über Hamburg".
Da habe ich meine "zwei mal umsteigen". Ich muss also erst nach Lübeck fahren, von dort aus dann nach Hamburg und von da aus weiter nach Pinneberg.

Vor 12 Uhr rechne ich nicht einmal mit der Ankunft, dabei ist es sehr optimistisch gedacht, wenn ich nur eine Stunde "Verspätung" einplane.
10:45 Pause...

11:01 Ich sitze jetzt im Zug nach Hamburg und muss die ganze Zeit daran denken, wie die Menschen so sind. Der Zug aus Kiel hielt in Lübeck 10:50 Uhr. Der Zug nach Hamburg fährt vom selben Bahnsteig(!) vom Gleis gegenüber um 11:08 Uhr! Es ist wichtig für die nächste Passage. Viiiiiel zu wenig Zeit, darum muss die Szene ohne "cut" im Kasten sein. Auf das Zeichen des angehaltenen Zuges rennen alle los, am besten übereinander.
Ich bin aufgestanden, nach dem einige bereits ausgestiegen waren, und wollte den Kinderwagen so drehen, dass es mehr Platz zum Durchgehen gibt und die Leute nicht so eingeengt wären. Doch zuerst musste ich einer Frau mit Fahrrad, die vor mir stand, die Möglichkeit bieten,  auszusteigen, dabei habe ich den Durchgang mehr oder minder absichtlich etwas blockiert, denn sonst stünde sie jetzt noch da. Sie versucht sich darauszuquetschen und die anderen springen förmlich über mich, wenn nicht der Kinderwagen wäre, wäre ich bestimmt der neue Teppich im Zug. Ich weiß nicht, ob mein Drehbuch das vorgesehen hat, aber ich hab nicht ausgehalten:
"Nun warten Sie doch mal kurz, es müssen noch Leute raus und zwar vor Ihnen. Hauptsache schubsen und auf die Füße treten!" -  pustet ich ein einem Atemzug aus. Alle blieben wie gebannt stehen.
Also selbst auf den Gedanken ist keiner gekommen? Nun war die Frau mit dem Fahrrad raus, darauf hin habe ich mich an die Seite gestellt, was machen die(?), rennen wieder los! Bleibt eine Frau stehen, die das alles natürlich mitbekommen hatte,  und fragt mich: "Wollen Sie jetzt aussteigen?"
Ganz ehrlich?, ich hätte liebend gern geantwortet, >>nein, ich bin die Zugbegleiterin<<,  habe aber einfach gesagt, dass ich Zeit hätte und vorhin nur die arme eingequetschte mit dem Fahrrad rauslassen wollte.

Ich behaupte keineswegs, ich wäre DAS Vorbild zum nacheifern. Ich handle genauso wie anderen manchmal unnachvollziehbar. Aber ich klettere nicht über andere rüber, bevor ich nicht sicher bin, dass man mich zu sabotieren versucht.

Nun bin ich auf Hamburg gespannt und was noch so die Bahnhöfe heute bieten werden.

...

Update
Um 12:24 Uhr hielt der Zug in Pinneberg. (Meine Mama kam uns abholen.)
Der Rest der Reise war ohne weitere Vorfälle, bis auf die Tatsache, dass Pinneberg immer noch keinen Fahrstuhl und/oder Rampe hat. Aber darüber rege ich mich ein anderes mal auf. ;)

Habt eine schöne Zeit!

LG Luisa